Plusquamperfekt

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von Anna Zwolinska-Simon
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Willst Du etwas über die Vergangenheit auf Deutsch sagen? In dieser Lektion lernst Du das Plusquamperfekt (Vorvergangeheit) kennen. Du erfährst, wie man das Plusquamperfekt bildet und wann es verwendet wird.

Anschließend teste Dein Wissen in den Übungen zum Plusquamperfekt. 

Was ist das Plusquamperfekt?

Plusquamperfekt einfach erklärt
Das Plusquamperfekt ist eine der drei Zeitformen für die Vergangenheit.

Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform für die Vorvergangenheit im Deutschen. Wie ist die Vorvergangenheit zu verstehen? Es handelt sich dabei um eine Tätigkeit, die zeitlich vor einer anderen Tätigkeit in der Vergangenheit passiert ist, z. B.:

  • „Ich fuhr nicht nach Berlin, denn ich hatte keine Fahrkarte gekauft.“
  1. ich hatte die Fahrkarte nicht gekauft (das ist zuerst passiert = Vorvergangenheit)
  2. ich konnte deswegen nicht nach Berlin fahren (Vergangenheit)

Die Zeitform Plusquamperfekt bildest Du ähnlich wie das Perfekt – hier brauchst Du ebenso zwei Verben, z. B.:

  • „ich hatte gearbeitet
  • „ich hatte geschlafen

Wofür gibt es eigentlich diese zwei Verben („hatte” + „gearbeitet” /„geschlafen”) im Satz? Das erkläre ich Dir gleich.

Bildung – Wie wird das Plusquamperfekt gebildet? Mit Beispielen

Erinnerst Du Dich noch an die Regeln zur Bildung der Zeitform Perfekt? Das Plusquamperfekt bildest Du fast genauso wie das Perfekt. Du brauchst:

  1. ein Hilfsverb: „haben” oder „sein” im Präteritum, also „hatte” oder „war“ – Hilfsverben haben keine eigene Bedeutung; sie helfen nur, den Satz zu bilden
  2. ein weiteres Verb, das die Tätigkeit im Satz beschreibt – es steht immer am Satzende als Partizip II (das ist diese Form mit ge- am Anfang und -t am Ende, z. B. „gearbeitet“).

Zur Bildung von einem Satz im Plusquamperfekt brauchst du:

 hatte / war auf Position 2 + Partizip II am Ende = Plusquamperfekt

Und hier noch paar Beispielsätze im Plusquamperfekt:

  • „Er hatte seine Schwester gesehen.“
  • „Wir hatten ein Buch gelesen.“
  • „Ich war früh aufgestanden.“

Lass uns zuerst den ersten wichtigen Teil vom Plusquamperfekt – die Hilfsverben – wiederholen.

Schritt 1 – Hilfsverb  (“sein” und “haben”) an die Person anpassen (konjugieren)

Um einen Satz im Plusquamperfekt zu bilden, musst Du unbedingt eins der zwei Hilfsverben („haben“ oder „sein“) im Präteritum verwenden. Denke daran, dass diese Verben nur „Helfer“ im Satz sind – sie haben keine eigene Bedeutung.

Präteritumform von „haben” = „hatte”

Präteritumform von „sein” = „war”

Woher weiß man, welches Hilfsverb benutzt werden muss?

Richte Dich dabei nach denselben Regeln wie bei dem Perfekt: Bei Verben der Bewegung (z. B. laufen, gehen, aufstehen etc.) verwende das Hilfsverb „war“ (die Form von „sein“). Verben, die keine Bewegung ausdrücken (z. B. malen, kochen, arbeiten etc.) bilden das Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb „hatte“ (die Form von „haben“):

  • „Ich hatte sie gerufen.“ (keine Bewegung)
  • „Ich war früh losgefahren.“ (Bewegung)
Merk dir

Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und werden konjugiert  (ich hatte, du hattest usw.). 

In der folgenden Tabelle findest Du die Konjugation der Hilfsverben „hatte“ (von “haben”) und „war“ (von “sein”):

Hilfsverb "sein" und "haben" für Plusquamperfekt
PersonHilfsverb "haben"Partizip IIPersonHilfsverb "sein"Partizip II
ichhattegearbeitetichwargefahren
duhattestduwarst
er/sie/eshatteer/sie/eswar
wirhattenwirwaren
ihrhattetihrwart
sie/ Siehattensie/ Siewaren

Je nachdem, wer die handelnde Person (das Subjekt) ist, musst Du die Form des Hilfsverbs entsprechend anpassen:

  • „Ich hatte lange gearbeitet.” („hatte“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)
  • „Du hattest lange gearbeitet.” („hattest“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)
  • „Wir hatten lange gearbeitet.” („hatten“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)

Schritt 2 – Partizip II Formen auswendig kennenlernen

Wie bereits erwähnt, ist das Partizip II die gleiche Form, die man zur Bildung vom Perfekt benötigt. Schwache Verben bekommen in der Regel das Präfix ge– und die Endung –t, z. B. gekocht, gemacht, gearbeitet.

Das Partizip II von unregelmäßigen Verben kann unterschiedlich aussehen (z. B. gesehen, gegessen, verstanden), deswegen musst Du diese Formen auswendig lernen.

Merk dir

Das Partizip II bleibt unverändert und steht immer am Satzende

Was ist der Unterschied bei der Bildung vom Perfekt und Plusquamperfekt?

Das Perfekt und das Plusquamperfekt bildet man sehr ähnlich – ersetze einfach „habe“ durch „hatte“ oder „sein“ durch „war“:

Perfekt und Plusquamperfekt - Vergleich
2. Position
= konjugiertes Hilfsverb
Am Ende = Partizip II
Hilfsverb "haben"
Zeitform Perfekt Er

hat


mich


besucht.

Zeitform Plusquamperfekt
Er

hatte

mich

besucht.

Hilfsverb"sein"
Zeitform Perfekt Sie
ist
nach Hause

gegangen.

Zeitform Plusquamperfekt
Sie
war
nach Hause

gegangen.

Plusquamperfekt Beispiele – noch mehr Beispielsätze!

Alles klar soweit?

Ich wiederhole immer – am besten lernt man und versteht, wenn man die Beispielsätze analysiert. Ich habe für Dich noch mehr Beispiele für die Verwendung vom Plusquamperfekt vorbereitet:

  • „Ich hatte die ganze Zeit gearbeitet.“
  • „Hattest du geschlafen?“
  • „Sie hatte lange geschlafen.”
  • „Sie hatte zu viel gegessen. Danach war ihr übel.”
  • „Ihr hattet zu viel gesagt.”

Wann wird das Plusquamperfekt verwendet?

Als Erinnerung: in der deutschen Grammatik gibt es drei Zeitformen für die Vergangenheit. Das Präteritum und das Perfekt benutzt man sehr häufig, das Plusquamperfekt dagegen relativ selten.

Wann? Wenn es zwei Handlungen in der Vergangenheit gibt, die nicht gleichzeitig (sondern eine nach der anderen) geschehen sind.

Das, was zuerst passiert war, muss im Plusquamperfekt stehen; das, was sich danach ereignet hat –  im Präteritum oder im Perfekt.

Merk dir

Das Plusquamperfekt verwendet man meistens in Bezug auf einen davorstehenden Satz. So wird die Handlung betont, die zuerst geschehen ist, z. B. „Er war aufgeregt. Er hatte zuvor mit seiner Freundin telefoniert.“  

Stell Dir vor, dass Du drei Aufgaben zu erledigen hast:

  1. das Mittagessen vorbereiten
  2. Freunde besuchen
  3. Kartoffeln kaufen

Am Abend hakst Du die erledigten Aufgaben auf Deiner To-Do-Liste ab:

  • Nachdem ich das Mitagessen vorbereitet hatte, besuchte ich meine Freunde.“
  • Nachdem ich meine Freunde besucht hatte, kaufte ich Kartoffeln.“

In der gesprochenen Sprache wird das Plusquamperfekt in der Regel durch eine andere Zeitform (Präteritum oder Perfekt) ersetzt, was grammatikalisch nicht korrekt ist.

Merk dir

Neben „nachdem“ signalisieren oft auch andere Wörter, wie: „bevor“ oder „als“, dass das Plusquamperfekt verwendet werden muss, z. B. „Als der Zug ankam, hatten schon alle gewartet.“ 

Plusquamperfekt – Zusammenfassung

  • Das Plusquamperfekt ist eine der drei Zeitformen für die Vergangenheit im Deutschen.
  • Das Plusquamperfekt wird für die Vorvergangenheit verwendet – für eine Handlung, die zeitlich vor einem anderen Ereignis in der Vergangenheit passiert ist.
  • Um einen Satz im Plusquamperfekt zu bilden, braucht man ein Hilfsverb („haben“ / „sein“) im Präteritum und ein weiteres Verb als Partizip II.

Plusquamperfekt – Übungen

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Häufige Fragen

Was ist das Plusquamperfekt im Deutschen?

Das Plusquamperfekt ist die Zeitform für die Vorvergangenheit – es wird für vergangene Tätigkeiten verwendet, die zeitlich vor einer anderen Tätigkeit in der Vergangenheit liegen, z. B. Nachdem ich Frühstück gegessen hatte, ging ich zur Schule.

Wie bilde ich einen Satz im Plusquamperfekt?

Du brauchst ein Hilfsverb: „haben” oder „sein” im Präteritum, also „hatte” oder „war” und ein weiteres Verb im Partizip II (z. B. gemacht). Das Hilfsverb muss konjugiert werden und in der Regel an zweiter Stelle im Satz stehen. Das Partizip II dagegen verändert sich nicht und steht immer am Satzende. Ein Beispiel: Ich bestand die Prüfung nicht, denn ich hatte nicht gelernt.

Wie konjugiert man „hatte” und „war”?

„Hatte” ist die Präteritumform von „haben” und „war” von „sein”. Du brauchst eine dieser Formen, um die Zeitform Plusquamperfekt zu bilden. „Hatte” wird wie folgt konjugiert: ich hatte, du hattest, er/sie/es hatte, wir hatten, ihr hattet, sie/Sie hatten. Die Konjugation von „war“: ich war, du warst, er/sie/es war, wir waren, ihr wart, sie/Sie waren.

Das Perfekt und das Plusquamperfekt – wo ist der Unterschied?

Das Perfekt ist die Zeitform für die Vergangenheit und Plusquamperfekt für die Vorvergangenheit (eine Tätigkeit vor einer anderen in der Vergangenheit). Wenn es um die Bildung geht, sind die beiden Zeitformen ähnlich. Im Plusquamperfekt genügt es, “ich habe“ durch „ich hatte” oder „ich bin” durch „ich war“ zu ersetzen.

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Jannis
Jannis
2 years ago

Vielen Dank Ich habe alles gefunden was ich brauchte!

Narzisse
Narzisse
1 year ago

Ein Fehler ist hier passiert: Für Perfekt- und Plusquamperfekt-Formen wurde “hatte” verwendet (Er hatte mich besucht)!
Richtig (beim Perfekt) ist natürlich: Er hat mich besucht.

Mit freundlichen Grüßen
Narzisse

Hano Herb
Hano Herb
1 month ago

Auf das Wort müssen zu verzichten, macht das lernen der deutschen Sprache wesentlich einfacher hier ein Beispiel:
>Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und müssen konjugiert werden…
>Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und werden konjugiert…
Wird das Wort werden statt müssen an dieser Stelle verwendet, so wird jeder dort konjugieren, wo es erforderlich ist. Und es wird ihm leicht fallen.
Das Wort muss, nimmt den Menschen die Entscheidungsfreiheit und löst inneren Widerstand aus.
Das Konjugieren fällt mit werden jedem Menschen leichter.
Das Wort müssen schränkt ein, lässt keinen Ausweg zu,… und sollte aus dem deutschen Wortschatz entfernt werden.
Dies als Hinweis und Empfehlung. Siehe dazu auch gewaltfreie Kommunikation zum Beispiel nach Marshall Rosenberg.
Liebe Grüße i.A. Hano